Definition
Bei phonologischen Aussprachestörungen kommt es zu Lautauslassungen (z.B. „Apfe“ statt <Apfel>) oder Lautvertauschungen (z.B. „Tinderdarten“ statt <Kindergarten> à /t/ statt /k/ und /d/ statt /g/), seltener auch zu Lauthinzufügungen. In der Regel können die Kinder die Ziellaute motorisch bilden, wissen jedoch nicht, in welchen Wörtern sie sie gebrauchen müssen.
Es kann zu phonologischen Ausspracheverzögerungen und/oder –störungen kommen, d.h. ein Kind vertauscht/tilgt Laute länger als in der normalen Entwicklung üblich ist oder ein Kind ersetzt/tilgt Laute in einer Form, die in der normalen Entwicklung nicht vorkommt.
Sowohl die Verzögerungen als auch die Störungen sollten logopädisch / sprachtherapeutisch behandelt werden. Die Fähigkeiten, die das Kind erwerben sollte, sind „phonologische“ Fähigkeiten. Das bedeutet, dass Kinder nicht nur in der Lage sind den Inhalt eines Wortes zu verstehen, sondern auch die lautliche Form eines Wortes sicher zu verarbeiten. Zum Beispiel wissen Kinder, dass eine „Giraffe“ das große Tier mit Flecken und langem Hals ist, aber sie wissen in einem bestimmten Alter auch, dass nur die „Gi-raf-fe“ richtig ist und nicht bspw. die „Ri-gaf-fe“. Dieses Wissen (Phonologische Bewusstheit) umfasst viele Ebenen der Lauterkennung, -reihenfolge, u.a. und ist damit eine wichtige Voraussetzungen für den erfolgreichen Lese- und Rechtschreiberwerb.
Kinder mit phonologischen Störungen haben ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Lese-Rechtschreibstörung.
Therapie nach P.O.P.T.
Psycholinguistisch orientierte Phonologietherapie nach A. Fox
Die Therapie erfolgt in 3 Phasen (bis zu 30 Std. je Aussprachestörung) und ist mit täglichen Hausaufgaben verbunden. Ihre Logopädin wird Sie anleiten und Material erstellen:
Phase I: Hörübungen. Das Kind lernt die Ziel- und Ersatzlaute sicher zu erkennen und zu unterscheiden
Phase II: Sprechübungen. Das Kind lernt die Laute sicher zu produzieren und bewusst einsetzen und steuern zu können.
Phase III: Anwendungsaufgaben. Das Kind weiß nun welchen Laut es im Wort anwenden muss und weiß wie es ihn produziert, so dass es selbst entscheiden und erproben kann, ob „Tinder“ oder „Kinder“ korrekt ist. Nun wird begonnen, das neu erworbene Wissen auf die Alltagssprache anzuwenden. Der Transfer ins freie Sprechen beginnt.
Sobald das Kind im Alltag Selbstkorrekturen zeigt, z.B. „Ich gehe die Kreppe… äh, Treppe rauf…“ kann eine Therapiepause gemacht werden. Das Kind braucht nun Zeit, sein Sprachsystem zu überarbeiten und betroffene Wörter zu korrigieren sowie neu zu speichern (ca. 3 Monate).
Prophylaktisch sollte im Rahmen der Therapie die Phonologische Bewusstheit ergänzend untersucht werden, um die Kinder bei Bedarf bestmöglich auf den Lese- und Rechtschreiberwerb bestmöglich vorzubereiten und das Risiko für mögliche Schwierigkeiten zu minimieren.