Dysgrammatismus

Störungen der Grammatik können in sehr unterschiedlicher Weise in Erscheinung treten. In bestimmten Entwicklungsphasen sind nachfolgende Symptome altersgerecht. Sie können in definierten Altersspannen typische, kindliche Übergangsgrammatiken darstellen. Durch eine genaue Diagnostik kann ermittelt werden, ob sich das Kind noch im typischen Erwerbsverlauf befindet oder ob es Schwierigkeiten hat, den nächsten Erwerbsschritt allein zu bewältigen.

Mögliche Symptome einer Störung der Satzbauentwicklung

  • keine oder sehr eingeschränkte Wortkombinationen
  • keine oder wenig Äußerungen, die ein Verb enthalten
  • keine oder wenig Äußerungen, in denen Subjekt, Objekt und Verb zusammen erscheinen (z.B. Mama Kuchen essen)
  • Verben werden in letzter Satzposition platziert (z.B. Ich auch Ball spielen.)
  • Produktion unflexibler Sätze: Strukturen sind immer in Subjekt-Verb-Objekt-Reihenfolge aufgebaut (z.B. Ich mag Kuchen. Mama kocht Suppe.) – die erste Position wird immer durch ein Subjekt besetzt
  • Ausbleiben von vollständigen W-Fragen
  • Ausbleiben von Nebensätzen

Mögliche Symptome einer Störung der grammatischen Formvielfalt

  • eingeschränktes Kasussystem: Fehlen von Akkusativ- und/ oder Dativmarkierungen (z.B. Ich sehe der Stift. Der liegt auf den Tisch da vorne.)
  • eingeschränktes Tempussystem: häufig kommt es zu Zeitfehlern bei unregelmäßigen Verbformen (z.B. Ich habe Kuchen geesst. Ich bin gespringt. Gestern esste ich Kuchen.)
  • Genusunsicherheiten: fehlerhafte Verwendung von Artikeln (z.B. Die Pferd spielt auch mit.) – Schnittstelle zum Wortschatz
  • Pluralunsicherheiten: fehlerhafte Verwendung von Mehrzahlmarkierungen (z.B. Ich sehe da viele Indianers und Pferden.)

Mögliche Symptome einer Störung der Erzählfähigkeit

  • Auslassungen wichtiger Erzählbausteine beim Erzählen eines Erlebnisses oder Formulieren einer schriftlichen Aufgabe – erfordert meist das Erfragen näherer Informationen durch den Zuhörer 
  • vereinfachtes Formulieren komplexerer Zusammenhänge ohne den Gebrauch unterschiedlicher Nebensätze (während... als... wenn... weil... obwohl...) oder Pronomen (ihren... ihm... sein...)
  • häufiges Wiederholen einfacher Verknüpfungselemente wie z.B. „und dann...“ sowie „danach“ statt Nutzen eines reichhaltigen, flexiblen Wortschatzes wie z.B. plötzlich, kurze Zeit später, etc.

Die Probleme können sowohl in der Produktion als auch im Sprachverständnis auftreten. Daher ist es sinnvoll, beide Ebenen in der Diagnostik genau zu untersuchen. Besonders Verständnisleistungen erscheinen im Alltag durch ein gutes Situationsverständnis oder durch Schlüsselwortstrategien manchmal besser als sie tatsächlich sind.