Kindliche Wortfindungsstörungen

Definition

Kindliche Wortfindungsstörungen beinhalten, dass Kinder bereits bekannte Wörter in einigen Situationen problemlos und in anderen plötzlich nicht zuverlässig abrufen können. Ein Wort liegt sprichwörtlich auf der Zunge, lässt sich aber nicht abrufen/ finden. Es kommt zum Zögern, zu Satzabbrüchen, Umformulierungen, Umschreibungen, Selbstkorrekturen, Einsatz von Gestik und Mimik, Nuscheln, tlwse. Vermeidensverhalten, Sprechunlust und u.U. großem Störungsbewusstsein. Häufig passieren auch semantisch oder phonologisch nahe Fehlbenennungen oder Wortneuschöpfungen, z.B. „Eimer“ statt Becher, „Löwe“ statt Tiger oder „Eierschüssel“ für Nest. Die Symptomatik ist tagesformabhängig (Stress, Müdigkeit, Krankheit, etc. verstärken die Symptome).

Typischerweise tritt diese Störung im Alter von 5 Jahren auf.

Viele der Kinder zeigen eine Vergangenheit als Late Talker (später Sprechbeginn), hatten Sprachentwicklungsstörungen (Aussprache, Wortschatz) und zeigen morphologische Unsicherheiten (z.B. „er lauft, die Hauses,…“).

Kinder mit Wortfindungsstörungen haben ein erhöhtes Risiko für die Ausprägung einer Lese-Rechtschreibstörung.

 

Ursachen

Kinder mit spätem Sprechbeginn entfalten ihre Verarbeitskapazität nicht in der Weise wie Kinder, die früh eine große Masse an Wörtern aufbauen. Daher ist die Speicher- und Verarbeitungskapazität noch vor Abschluss des Wortschatzerwerbs geringer. Der später hohe Verarbeitungsaufwand, den ein Kind beim Erzählen leisten muss, lässt das unausgereifte System kollabieren (Wortfindungsstörung und Rückstand im phonologischen Kurzzeitgedächtnis).

Die Therapie nach Siegmüller & Kauschke (Patholinguistische Therapie) sieht für Betroffene drei Therapiebereiche vor: Die Erweiterung des auditiven Arbeitsspeichers (Merkfähigkeit für Wortformen), die Verbesserung der Phonologischen Bewusstheit und des Wortabrufes. Diese Ziele werden zunächst passiv, später aktiv bearbeitet. Vorher sollte die Semantik (Merkmale von Wörtern, z.B. mithilfe der Begriffsklassifikation aus der PDSS) geprüft und bei Auffälligkeiten vorab behandelt werden.

 

Therapie

  • direkte Übungen (bestenfalls täglich ca. 10 Minuten)
  • Ziel: Stärkung der phonologischen (klanglichen/ lautlichen) Verarbeitung und Speicherung

Der auditive Speicher kann vorübergehend erweitert werden, so dass innerhalb dieser Hochleistungsspanne die Verarbeitung von Wortformen besser gelingt und die Speicherung gefestigt werden kann.